Neue Straße

© George Georgiou

Von 2003 bis 2008 habe ich in der Türkei gelebt und das Buch „Verwerfungslinie: Türkei/Ost/West“ gemacht. Deshalb habe ich, wenn ich auf die zeitgenössische Türkei schaue, eine klare Vorstellung davon, welche Themen und Gegensätze in der Türkei von heute eine Rolle spielen. „Verwerfungslinien“ deckte sich mit den dynamischen Veränderungen, die sich während meiner Zeit in der Türkei vollzogen, und nahm sie in Augenschein: Landschaften, Städte und Dörfer wurden umgestaltet; ein weitläufiges Straßennetz gebaut; Innenstädte „verschönert“; rund um die Städte und Dörfer schossen große Apartmenthäuser wie Pilze aus dem Boden.

Zur gleichen Zeit fanden einige interne Kämpfe statt, oft in unerwarteten und widersprüchlichen Konstellationen. Die Arbeit möchte diese Widersprüche ansprechen und hinterfragen, genauso wie das Konzept von Ost und West.

Für diese Arbeit hatte ich die Idee, „Verwerfungslinien“ fortzuführen, indem ich die Neuen Straßen befahre. Der türkische Titel „Yeni Yol“ ist sehr vieldeutig: Neuer Weg, Neues Ziel oder Neue Weltanschauung. Vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen mit der Türkei verwende ich die Neuen Straßen als eine Metapher für die Veränderungen, die dort stattfinden, und frage, welche Vision sie leitet.

Ich sehe, welche Leidenschaft hinter dem Projekt „Türkiye’de Zaman / Zeit in der Türkei“ steht. Was diese umfangreiche Arbeit sinnvoll und wichtig macht, ist die Tatsache, dass türkische Fotografen die Möglichkeit haben werden, ihre eigene Arbeit mit der Arbeit jener Kollegen zu vergleichen, die an dieser Ausstellung teilnehmen.