Wenn ich fotografiere, lasse ich meinen Kopf außen vor
Meine Fotos sind einfach. Sie kommen von Herzen. Ich lasse meinen Kopf außen vor, wenn ich fotografiere. Ich glaube nicht an Objektivität in der Fotografie. Fotos sind nicht an sich gut oder schlecht; sie sind mehr oder weniger überzeugend. Ein schlechtes Bild kann extrem überzeugend sein. Die Aufgabe von uns Fotografen ist es nicht, einfach aufzuzeichnen, was sich vor der Kamera befindet – unsere Bilder müssen Züge unserer Persönlichkeit und unseres Naturells zeigen. Dadurch wird eine Fotografie überzeugender.
Das ist wie wenn Sie auf dieses kleine Fenster der Kamera gucken, man schaut dabei auch zurück und sieht sich selbst. Ein starkes Foto ist das Ergebnis eines Dialogs zwischen dem Fotografen und dem, was er fotografiert. Das bedeutet nicht, dass man ständig an sich selbst denken muss; es bedeutet, dass man sich selbst in der Situation verliert. Das ist sowohl die Stärke als auch die Schwäche meiner Bilder; gelegentlich verliere ich mich mehr als nötig. Das Geheimnis besteht darin, dass man versucht, einen Fuß in der Situation zu behalten – und einen außerhalb. Meistens gelingt mir das nicht.
Meine Bühne ist „zurück zum Einfachen und Ursprünglichen“. Wir sind Mitglieder einer großartigen Familie, mit verschiedenen Kulturen und Traditionen, mit vielen verschiedenen Überzeugungen und Religionen. Meine Aufgabe als Fotograf (und als Mann) ist es, diese Tatsache in Ehren zu halten und mich zu bemühen, die Unterschiede zwischen den Menschen zu verstehen. Noch wichtiger ist es aber zu verstehen, dass wir Brüder und Schwestern sind, dass wir miteinander verwandt sind. Ich schaue nicht auf die Unterschiede zwischen den Leuten. Ich schaue auf die Dinge, die wir gemeinsam haben, die uns zusammenbringen.
Ein Fotograf ist Fotograf zusammen mit seinen Freunden. Während meines kurzen Aufenthalts in Istanbul haben meine Freunde mich mehrere Male an diese Tatsache erinnert. Ohne die Unterstützung von Menschen wie Silva Bingaz, die uns großzügig in Krankenhäuser, zu Hochzeiten und in ein Altersheim eingeladen hat, Halil Koyutürk, Erhan Akbulut, Yusuf Sevinçli, Gökşin Varan, Serkan Taycan, Burcu Göknar, Aylin Ünal, Süren Bingaz und meinen höchst talentierten und geduldigen Fotografenführer Mühenna Kahveci sowie den Bildredakteur für Zaman, Selahattin Sevi, wäre ich nicht in der Lage gewesen, das Bild „Zeit in Istanbul“ zu machen.